Das nächste Flugzeug  brachte uns nach Buenos Aires - wer meint, er kommt in eine Stadt mit südamerikanischem Flair und Temperament, hat sich geschnitten - Buenos Aires sieht aus wie eine europäische Großstadt. Das liegt wohl auch daran, dass es weder in Argentinien noch in Chile Schwarze oder Indianer gibt - die Indianer sind größtenteils durch Krankheiten (z.B. Lungenentzündung) dezimiert worden - sie sollen aber auch zu Kolonialzeiten gezielt abgeschlachtet worden sein. Was aus dem ehem. Sklaven wurde, die auch in Südamerika gehalten wurden, kann keiner so recht sagen.

 

Ein muss in Buenos Aires ist natürlich der Besuch einer Tango-Show - die Tango-Show ist in den letzten Jahren auch bei den Argentiniern wieder in Mode gekommen. Aber Buenos Aires hat auch weitere Attraktionen zu bieten: Die Avenida 9 de Julio ist die breiteste Strasse der Welt, die durch eine Stadt führt. Hier findet man auch das Wahrzeichen der Argentinier, den Obelisken. Man war nicht in Buenos Aires, wenn man sich nicht das Künstlerviertel La Bocca mit den lustig angestrichenen Häusern angesehen hat.
Bei der Stadtrundfahrt sollte man übrigens aufpassen - die Taschendiebe haben sich hier was besonders ausgedacht. Die spritzen die Touris mit Senf voll und helfen ihnen dann beim „sauber-machen" - sogar die Taschen von innen werden von dreckigen Portemonaies gesäubert.
Und spätestens seit dem Musical Evita mit Madonna ist auch Eva Peron jedem ein Begriff. Man kann die Familiengruft der Duartes, in der auch Eva Peron geb. Duarte in 7m TIefe unter einer Betonplatte liegt, auf dem Friedhof in Buenos Aires besichtigen. Die Leiche wurde irgendwann entführt um politische Ziele zu erpressen - daher diese Maßnahme. Das scheint üblich gewesen zu sein, denn auch an der Leiche ihres Mann Juan Dominco Peron wurde der Arm abgeschnitten und gestohlen.
Der nächste Flug unserer Reise führte nach Patagonien, genauer nach Trelew und von dort aus direkt mit dem Bus über die Schotterpiste nach Punta Tombo.

Hier gibt es die größte Festlandkolonie von Magellan-Pinguinen. Soweit das Auge reicht sieht man hier die kleinen Kerle auf ihren Nestern sitzen. Die Eltern wechseln sich gegenseitig ab - einer brütet, der andere geht schwimmen und fressen. Man kann einfach zwischen ihnen herumlaufen - wenn man geht, bleiben sie stehen, bleibt man stehen, gehen sie weiter. Auf der Rückfahrt brauchte man nur aus dem Fenster zu sehen um Nandus, das sind südamerikanische Strausse, zu sehen. Nach einer Übernachtung in Puerto Madryn ging es mit dem Boot zur Walbeobachtung in die Bucht von Puerto Nuevo. Hier haben wir Bartenwale mit ihren Jungen beobachtet und konnten sogar sehen, wie ein Waljunges gesäugt wurde: die Wal-Kuh drehte sich auf den Rücken, um das Junge trinken zu lassen – das war echt ein besonderes Erlebnis.

Weiter gings auf die Halbinsel Valdez, wo man neben jeder Menge Seevögel See-Elefanten beobachten kann. Das sind schon riesige Kameraden. Da die See-Elefanten von klitze-kleinen Mücken geplagt werde, die in deren Nasenlöcher krabbeln, sind die Tiere die ganze Zeit am Niesen, das hört sich echt witzig an... Außerdem sollte man sich auch mal den Boden, auf dem man steht, ansehen - gerade in Patagonien gibt es jede Menge Fossilien - man braucht keine Brille, um hunderte versteinerter Muscheln und Schnecken zu erkennen. Hier in Patagonien wurden auch jede Menge Dinos gefunden - Patagonien ist ein El Dorado für Archäologen!

In der Nähe von Puerto Piramidés haben wir dann große Seehundkolonien gesehen. Da wird es einem nicht so schnell langweilig, weil bei den Seehunden immer was los ist - die spielen permanent Nachlauf und ständig wuseln sie herum. Auf dem Rückweg konnten wir eine ganze patagonische Hasenfamilie entdecken - die sind ca. 2-3 x so groß wie unsere Hasen und sehen aus wie Känguruhs, wenn sie schnell laufen.

Weiter ging’s nach Ushuaia auf Feuerland, der südlichsten Stadt der Welt. Der Name der Insel lautete früher „Tierra del Humo (Rauchland), da die Entdecker „finnis terrae" (Rauch) aufsteigen sahen. Allein der Flug ist schon spektakulär. Ich hab mir wegen der Turbulenzen fast in die Hosen gemacht - so ging’s wahrscheinlich den meisten Fluggästen, denn obwohl wir nur 50 Minuten geflogen sind gab’s einen Riesenbeifall für den Piloten. Kein Wunder, dass nur Piloten mit einer Sondergenehmigung in Ushuaia landen dürfen - bei durchschnittlichen Windgeschwindigkeiten von 150km/h!

Neben einem Spaziergang im Nationalpark Feuerland muss man unbedingt zur Lapataia-Buch, dem südlichsten Punkt vom Südamerikanischen Festland. Doch besonders spektakulär ist die Fahrt mit dem Katamaran auf dem Beagle-Kanal. Die Bäume am Ufer sehen aus wie gekämmt - bei den Windgeschwindigkeiten können die nicht normal wachsen und sind daher „windschnittig". Kein Wunder., ich selbst musste mich auf dem Katamaran mit aller Kraft festhalten, damit ich nicht über Bord gegangen bin. Ich kann mir jetzt vorstellen, wie es früher den Seeleuten gegangen sein muss, die Kap Hoorn umsegelt haben. Während der eindrucksvollen Fahrt auf dem Beagle-Kanal, der 1520 von Magellan entdeckt wurde, kann man Seehunde und Kormorane beobachten, die auf den kleinen Inseln im Beagle-Kanal zu Hause sind.

Nach dem Flug von Rio Gallegos gings stundenlang mit dem Bus über Schotterpisten durch „die unendlichen Weiten Patagoniens" - das Landschaftsbild ist stundenlang unverändert öde und der Staub, der permanent in der Luft liegt, geht einem ganz schön auf den Wecker. Einziger Lichtblick sind ab und zu ein paar Schafe, die man sieht - ganz Patagonien scheint eine einzige Schafsfarm zu sein. Die Farmen nennt man hier übrigens Estancia, nicht Hacienda!
In Calafate, einer kleinen Stadt am Lago Argentino, wurde übernachtet, um am nächsten Tag eine Bootsfahrt zu den in den Lago Argentino kalbenden Gletschern zu machen. Haushohe Eisberge schwimmen im türkisblauen Wasser - das muss man einfach gesehen haben. In der Sonne leuchten diese Eisberg phosphor-blau (so wie in Colgate-Gel) , das war wirklich toll.

Der Spegazzini und der Upsala-Gletscher werden vom patagonischen Inland-Eis gespeist - wenn man mit dem Boot vor der 60-80m hohen Eiswand steht und das Abbrechen der Eisberge erlebt, kriegt man vor lauter Staunen den Mund nicht mehr zu. Gut das die Boote kaum Tiefgang haben - wir haben ca. 10 Minuten gebraucht, um uns von einem Eisberg zu befreien, über den wir aus Versehen gefahren sind. 

Den Perito-Moreno-Gletscher, der seine 4km breite Zunge in den Lago Argentino schiebt, kann man auf dem Landweg im Parque Nacional Los Glaciares besuchen. Er ist über den Wasseroberfläche 80-100m hoch, hier kracht es ganz schön „im Gebälk", wenn die Eisberge abbrechen. Man muss nicht lange warten, den der Gletscher schiebt sich jeden Tag um 4m nach vorn - es bröckelt fast ununterbrochen.