Blasiusberg

Der Blasiusberg und seine Geschichte

Der Dornburg gegenüber erhebt sich der Clesberg, auf dessen Vorsprung die Blasiuskirche steht, jene Kapelle, von der der unterirdische Gang nach der Dornburg führen sollte, durch den einst die Raubritter von Ellar in die Dornburgstadt eingedrungen sein sollen.

Die Blasiuskapelle auf dem Blasiusberg

Diese Kapelle bildete früher den Mittelpunkt der katholische Pfarrei von Frickhofen, einem weiträumigen Kirchspiel, mit sieben und mehr Siedlungen. Zu Füßen des Berges, der schon in frühester Vergangenheit eine große Rolle im Elbbachgebiet spielte, lag wohl alter Königsbesitz, den wir auch in Hadamar und Niederzeuzheim finden. Die Freiheiten, die an diesen monarchischen Besitzstand geknüpft waren, gaben dem größten Ort des Kirchspiels den Namen: "Fridehuba" (802-880), aus dem sich später bis auf den heutigen Tag "Frickhofen" entwickelte. Der Name bedeutet soviel wie eingefriedete freie Wohnstätte nur Militärpflichtiger Königsbauern, der seine Bedeutung durch die nahe Volksburg auf der Dornburg und den Herrenhof der Edelfreien von Dorndorf erhielt. Die auf dem Clesberg gelegene altehrwürdige St. Blasiuskapelle knüpft wohl an eine heidnische Kultstätte vorchristlicher Zeit, dafür spricht auch ihre von menschlichen Siedlungen abgeschiedene Lage auf dem Plateau unterhalb der Bergkuppe.
In früheren Zeiten befand sich nördlich der Kirche eine befestigte Schutzwallanlage (407-410 m hoch gelegen). Unsere Vorfahren sprachen von der "Alten Burg", deren Alter urkundlich nicht faßbar ist. Erst der Vortrieb des Steinbruches an der NO-Seite rief 1899 die Archäologen auf den Plan, die bei systematischen Grabungen feststellten, daß die Befestigungsanlage burgähnlich in länglich-ovaler Form aufgebaut war (57 m lang und 32 m breit). 2 Meter hohe Mauern umschlossen die Anlage, um die sich ein Graben zog. Die Mauer bestand aus Basaltsteinen, welche mit kalkreichem Mörtel aufgerichtet war. In etwa 160 m von der Kapelle, auf der ihr zugewandten Seite, befand sich innerhalb der Umwallung ein Turm und auf der gleichen Seite auch das einzige Tor. Zahlreiche Funde bewogen die Archäologen zur der Annahme, daß die Anlagen im hohen Mittelalter längere Zeit hindurch bewohnt waren. Die einfache Form der Anlage und der gänzliche Mangel urkundlicher Nachweise sprechen ebenfalls für eine verhältnismäßig frühe Zeit. Möglich ist, daß Wohnbauten früher innerhalb der Ringmauern gestanden haben. Eine 1899 rekonstruierte Brunnenanlage zeugte von der Art der Wasserversorgung. Hier war wohl der frühe Mittelpunkt der Cent Belseberg in der Herrschaft Ellar, der umfangmäßig dem Kirchspiel Frickhofen entsprach.
Auf der Höhe des Blasiusberges, neben der Kirche, unter hohen Linden, wurde ursprünglich das Centgericht gehegt. Das Leben war sich selbst und dem bildenden Zuge der Natur und der Zeit überlassen. Später ruhte die Staatsverfassung unserer Vorfahren auf der einfachen und natürlichen Basis des Schutzes und der Sicherung des Rechtes. Die Gerichtssiegel des Frickhöfer Gerichts sind uns erhalten geblieben. Zumeist trägt das Siegel die Umschrift: "Gericht im Bleseberg Kirspel"; "Das Feld der beiden Gerichtssiegel ist gänzlich gefüllt durch die zarte Gestalt eines Engels und zwei von ihm gehaltetenen Löwen zwischen Schindeln. Damit sind sicher das katzenelnbogische und das nassauische Wappen gemeint. Beide Schilde ... kennzeichnen die politische Entwicklung des Ortes; denn das Gericht Frickhofen gehörte von 1367 zu Katzenelnbogen, das sich seit 1408 mit Nassau darin teilen mußte." (Renkhoff im hessischen Wappenbuch 1956)
Die früheren Schriftsteller zählen die Blasiuskirche zu den ältesten Kirchen des Landes. Als Pfarrkirche des Kirchspiels Bleseberg wird sie 1059 von Browerus genannt. Kollatoren waren die Grafen von Nassau; deren Patronatsrechte knüpfen an alten Wormser Besitz und an grundherrliche Rechte an, die von einem jüngeren Rimistein aus Lothringen 824 und 858 an die Abtei Fulda kamen. Graf Heinrich der Reiche schenkte 1231 die Kirche zu Bleseberg und um die gleiche Zeit das Dorf Frickhofen dem Deutschen Orden. Dessen Sohn Otto nahm widerrechtlich hier den Zehnten in Anspruch. Er hatte die Schenkung an das Deutsche Ordenshaus angefochten. Im Jahre 1287 wurde der Streit beigelegt, die Zehnten dem Ordenshaus wieder zugesprochen. Die Deutsch-Ordensherren waren bis zur Reformationszeit Patronatsherren. Dann verkaufte Fürst Moritz Heinrich von Nassau-Hadamar den Hahn (Berg) mit der Kirche und allem Zubehör am 21.6.1657 an die Gemeinde Frickhofen für 105 Reichstaler.

1734 wurde die von 1721 bis 1732 erbaute Pfarrkirche "St. Martinus" in Frickhofen der geistliche Mittelpunkt des Kirchspiels. Die neue Pfarrkirche war an die Stelle einer abgebrochenen sehr alten St. Martinuskirche errichtet worden. Für das sehr hohe Alter dieser früheren Kirche in Frickhofen spricht das Martinus-Patronizium, daß meist der frühen Frankenzeit angehört. Wegen der Erhebung der St.-Martinus-Kirche zur Pfarr- und Mutterkirche des Kirchspiels hatte der Frickhöfer Pfarrer viele Kämpfe mit den Bürgern der Filialgemeinden zu bestehen, die die St. Blasius-Kirche als Mutterkirche erhalten haben wollten. Im Laufe der Zeit ging aber ihre Bedeutung zurück, zumal die Filialorte nach und nach auf eigenen Friedhöfen beerdigten. Die für die Erhaltung der Kirche auf dem Berg erforderlichen finanziellen Mittel konnte nur mit Mühe und Not aufgebracht werden.

Ihre heutige Gestalt hat die Blasiuskirche erst 1870 erhalten. In den Jahren 1869/1870 wurden die Pfeiler in die sehr starke Außenwand der Kirche gebrochen und die beiden Seitenschiffe hochgeführt. Zuvor hatte sie als einschiffige Kirche nie viel Platz geboten, und die Gläubigen mußten draußen auf dem Kirchplatz stehend den Gottesdienst hören. Das war wohl der Grund, daß die Filialdörfer schon sehr früh ihre eigenen Kapellen hatten. Der "Pastor auf dem Berg" wohnte aber immer in Frickhofen und übte seinen Kirchendienst auf dem Berg aus, nach 1734 im Pfarrdorf selbst.

In die St. Martins-Pfarrkirche in Frickhofen waren auch alle Kapitalien übergegangen, und die Mittel für die Kirche auf dem Berg kamen nur aus dem dortigen Klingelbeutel bei den Gottesdiensten am Blasiusberg, an Ostern, in der Bittwoche, an Christi und Maria Himmelfahrt, am Dreifaltigkeitsfest und am Laurentiustag. Die Filialgemeinden spendeten wie die Frickhöfer viel und reichlich. Die nassauische Regierung in Wiesbaden plante schon, den Bau abreißen zu lassen, aber immer wieder fanden sich Spender, besonders begüterte Bauern, die den Untergang der geliebten Balsiuskirche verhindern konnten. 1844 konnten aus Spenden die Stationen zum Berg renoviert und der Kreuzwegaufgang hergestellt werden.